Montag, 20. März 2006

02 Ankunft in Wilderhafen

Ankunft in Wilderhafen

An Bord des Luftschiffes versuchten Nehelian und Kulin aus dem gefangenen Piraten den Hintergrund des Angriffes herauszubekommen. Die Notiz, die sie gefunden hatten war von einem gewissen Rinistan verfasst worden, der den Piraten für die Gefangennahme Girbils (die übrigen Teilnehmer der Expedition konnten seiner Meinung nach umgebracht werden) eine Himmelsbarke als Belohnung versprach und ihnen dafür sein Monster zur Verfügung stellte. Kulin wollte dabei aus Gewissensgründen auf Gewalt verzichten, Nehelian fand diese Idee eher belustigend und setzte sich mit einem „Das will ich sehen“ in einiger Entfernung hin. Doch Kulin vermochte den Piraten nicht davon zu überzeugen, dass er seine sture Haltung zu seinem eigenen Nutzen besser aufgeben sollte. Nehelian mischte sich ein und es entwickelte sich ein „guter Bulle – böser Bulle“ Spiel, in dem die rote Soße aus Wind-Drachling-Extrakt zum Einsatz kam, die der Barde sich vom Smutje hatte geben lassen. Unter Tränen und Schweißausbrüchen erzählte der Pirat, dass der Piratenkapitän den Auftraggeber Rinistan gelegentlich einen großen ehemaligen Tempel in den Silberbergen besuchen fährt. Girbil störte sich nicht weiter daran: „Ein berühmter Forscher wie ich muss damit rechnen, dass einige Neider versuchen, ihm Steine in den Weg zu legen. Es hat nichts zu bedeuten.“ Er sah auch die Belohnung, die für sein Ergreifen ausgesetzt war, nicht als allzu groß an, so dass er sich nicht auf einen Gefahrenzuschlag für die Expeditionsteilnehmer bewegen ließ.

Die Himmelsbarke war bald auf dem Ozean angekommen, in dem kleinen und relativ neuen Handelsort Wilderhafen. Es gab ein Gasthaus, das größte Gebäude am Ort, einen Schmied, Handelshäuser, einem Versammlungsplatz mit Empore für alle wichtigen größeren Veranstaltungen, Verkündigungen, Hinrichtungen u.ä. und mehrere Bauernhöfe. Hier sollten die nächsten drei Reisegefährten, der Tannenmann und Biologe Arbietis, der Lufthalbelementar und Geographen Suhl sowie ein Magier mit zweifelhaften Ruf zu der Expeditionsgruppe stoßen. Girbil machte sich also mit Nehelian und Kulin auf den Weg zum Gasthaus. Davor wartete eine 2,20 Meter hohe Tanne, an ihrer Seite ein riesiger Schreckenswolf. Während sich angesichts des Tieres Reithund Björn hinter Kulin und Nehelian hinter Björn zu versteckten versuchten, begrüßten sich Girbil und Arbietis und letzterer erkundigte sich nach dem Verlauf der Reise. Als Nehelian bei der Erwähnung der Piraten wieder einmal einen Gefahrenzuschlag erwirken wollte konnte er nur mit Mühe ein lautes Kichern unterdrücken.

Unsere Reisenden traten ein, nur der Wolf, auf den vielsagenden Namen Nostradamus hörend, blieb draußen. Sehr zur Enttäuschung Nehelians war die einzige junge hübsche Frau die Tochter des Wirts, von der er vorsorglich die Finger ließ. Girbil und Kulin bestellten sich Wein und eine Mahlzeit, während Nehelian und Arbietis das lokale Bier (Starkbier) probieren wollten. Sie glaubten sich über die Warnung des Wirts ob der Stärke des Getränks erhaben und tranken sich mit einem Becher des Gebräus zur Bewusstlosigkeit. Der Wirt war über die einträchtig nebeneinander aber vor dem Tresen liegenden Männer nicht begeistert und bat deshalb Girbil und Kulin die beiden aus dem Weg zu räumen. Nehelian war für Kulin kein größeres Problem, Schwierigkeiten bereitete ihr allerdings der Baum, an dem sie sich zunächst vergeblich abmühte. Auch Girbil erging es nicht besser, was ihn noch mehr zu ärgern schien, als seine junge Begleiterin. Zähneknirschend gestand er ein: „Wir sollten es besser zusammen versuchen.“ Doch als die beiden sich zusammen ans Werk machen wollten, fand Kulin die richtige Ansatzstelle und rollte den fast dreimal längeren Arbietis mühelos zur Seite.

Beeindruckt von dieser Leistung kam der Wirt zum Tisch der beiden Kobolde und erzählte den beiden von den Nöten des Dorfes: Seit etwa einer Woche wurde der Ort von einer Horde kleiner grüner Kerle aus dem Westen – Kulin vermutete, sich auf vor längerer Zeit gelesene und vor noch viel längerer Zeit geschriebene Bücher berufend, dass es sich dabei entweder um feige Goblins oder gerissene Xvarte handeln musste - heimgesucht, die alles stahlen, was nicht niet- und nagelfest war. Da in dem Ort bisher noch keine Stadtwache von Nöten gewesen war, hatte sie auch niemand aufhalten können. Er bat Girbil und Kulin sich mit ihren Gefährten darum zu kümmern. Girbil lehnte ab, verwies aber an seine Expeditionsbegleiter mit dem Hinweis, dass er zurück zum Schiff müsse, diese aber Zeit hätten. Inzwischen hatten sich Nehelian und Arbietis wieder aufgerappelt und von Kulin mit einigen ironischen Bemerkungen bezüglich der angeblichen Trinkfestigkeit des Barden auf den neuesten Stand gebracht erkundigte sich Nehelian sofort nach der Belohnung. Der Wirt verwies die Gruppe an den Schmied, der für die Wiederbeschaffung seines Lagers eine ausgesetzt hätte.

Suhl war die ganze Zeit um das Dorf herumgelaufen, da er die Nähe von Gebäuden bedrückend fand und nicht stillstehen mochte. Sein Schreckensadler kreiste derweil in der Luft auf der Suche nach etwas Ess- oder Erschreckbaren. Er begab sich dann aber schließlich doch zum Hafen und erkundigte sich nach einem Schiff, das vor Kurzem aus Varnûm angekommen sein müsste. So wurde er zunächst zum Traumfänger und von dort aus zum Gasthaus geschickt. Auf der Straße sah er die ihm beschriebenen Kobolde und den Barden mit einem Baum aus dem Gasthaus treten und stellte sich dem älteren Kobold vor. Der war leicht verärgert – ob wegen der Leichtigkeit, mit der Kulin den Baummenschen bewegt hatte, nachdem es ihm Misslungen war, oder wegen der Verspätung des Neuzugangs war nicht ersichtlich – und verließ die Gruppe nach einer kurzen Begrüßung des Geografen in Richtung Schiff während sich Suhl von den anderen über die nächste geplante Aktion informieren ließ.

Kulin und Suhl betraten die Schmiede, Nehelian und Arbietis blieben lieber an der frischen Luft. Der Schmied war niedergeschlagen: Die Goblins hatten nicht nur seine fertigen Waffen, sondern auch die Rohmaterialien und das Schmiedewerkzeug gestohlen. „Ach, alles haben mir diese verfluchten Dinger weggenommen. Einen habe ich erwischt, aber was haben ich davon... Auch auf diesem Stück Eisen haue ich nur aus Langeweile herum. Etwas anderes ist mir nicht geblieben...“ Als Belohnung für die Wiederbeschaffung würde er jedem der Retter gute Waffen schenken. Er klagte darüber, dass inzwischen wohl fast das gesamte Dorf ausgeraubt worden sei und zeigte Kulin und Suhl das ausgeräumte Lager und die aufgebrochene Ladeluke. Davor entdeckte Suhl Fußspuren, die in westliche Richtung führten. Arbietis und Nehelian kamen hinzu und so machten sich die Vier mit ihren tierischen Begleitern auf den Weg.

In einiger Entfernung zum Dorf erblickten die Gefährten ein großes, rundes Lager von einer Holzmauer umgeben mit einem Tor in ihrer Richtung. Suhl schickte seinen Adler los, um das Lager auszukundschaften. Aus dem Bericht des Tieres schloss der Geograf, dass das Lager etwa 300 Meter im Durchmesser hatte mit einem großen Hauptgebäude in der Mitte und einigen kleineren am Rand. Die Gruppe näherte sich dem Tor, das von zwei Goblins bewacht wurde. Arbietis schlug vor, die dummen Goblins einfach platt zu machen. Doch die anderen mahnten zur Vorsicht, es wahr schließlich ein großes Lager. Außerdem sahen sie hinter den Wachen eine große, halboffene und ungesicherte Kiste stehen, die vielleicht eine Falle sein konnte... Also sollte die Chefdiplomatin vorgeschickt werden, um mit den Wachen (fast) auf einer Augenhöhe zu reden.

Kulin wusste aus ihren Büchern, dass Goblins feige und nicht besonders intelligent waren. Sie beschloss deshalb einfache Sätze zu formulieren. „Seid ihr die Goblins, die den Handelsort Wilderhafen ausgeraubt haben?“ Die Goblins nickten grinsend. Aussehen und Verhalten waren so, wie Kulin es in ihren Büchern gelesen hatte. Entsprechend waren sie wohl auch feige. Sie richtete sich im Sattel ihres Hundes zu ihrer vollen Größe auf und verkündete: „Wir sind gesandt worden um die Sachen, die ihr gestohlen habt, zurückzuholen. Notfalls auch mit Gewalt!“ Die Goblins zeigten sich wenig beeindruckt und so schickte Arbietis seinen Nostradamus gegen einen der zwei Wächter. Der Wolf schleuderte ihn einige Meter durch die Luft und als er ohne sichtlichen Schaden davongetragen zu haben aufstand, schickte Kulin kurzerhand einen Bolzen in seine Schulter. Das schien gewirkt zu haben, denn die Wächter und – so wie unsere Freunde es durch das offene Tor erkennen konnten - auch der ganze Rest des Lagers liefen in das Hauptgebäude in der Mitte des Lagers.

Vorsichtig betrat die Gruppe das Lager. Die große, schlecht gesicherte Kiste stand zwischen Hauptgebäude und Tor. Das Lager schien wie ausgestorben, nur in das Hauptgebäude flüchtete ein letzter Goblin. Selbst Suhl konnte nichts erlauschen. Also beschlossen sie, die Kiste zu öffnen. Sie war voller Münzen. Sie blickten sich verwundert an, aber keiner konnte sich einen Reim darauf machen. Sie wandten sich dem Hauptgebäude zu. Alle Goblins waren darin verschwunden, nichts deutete darauf hin, dass das Lager einen Hinterausgang hatte. Suhl lauschte. Außer einem leichten Klacken hörte er nichts, auch in den Fenstern erspähte er keine Gesichter oder gespannte Armbrüste. Vorsichtig schlich er zum Hauptgebäude blickte noch vorsichtiger hinein und erblickte – nichts. Gähnende Leere. Arbietis brach die Tür auf und die Gruppe trat ein. Im Dämmerlicht erkannten sie eine nur mit Teppichen und Decken möblierte Halle mit einem thronartigen Stuhl an einem Ende. Dort unter einer Decke halb verborgen entdeckten sie eine Falltür. Arbietis zertrat sie und belegte die hinabführende Treppe mit einem Lichtzauber. Es war unmöglich zu erkennen, was dort unten war, nur ein paar Dampfwölkchen stiegen und flüsternde Stimmen drangen herauf.

Nehelian sang ein Schlaflied und gleich darauf wurden die Stimmen von Schnarchgeräuschen abgelöst. Doch trotzdem traute sich niemand, die Treppe hinunterzusteigen. Nach und nach beschworen Arbietis, Nehelian und Kulin eine Armee aus Keilern, celestrischen Hunden und Tritons, die den Weg freimachen sollten. Doch immer, wenn eines dieser Wesen nach unten stieg, hörte man kurz darauf ein lautes quieken, winseln oder blubbern gefolgt von erneuten Schnarchgeräuschen. Kulin murmelte: „Wir sind auf einer Mission der Gerechtigkeit; lass mich sehen, ob es gut wäre, diese Treppe hinabzusteigen...“ Doch die Gerechtigkeit erhörte ihr Gebet nicht. [Der Meister verlor inzwischen fast die Geduld mit seinen Spielern...] Endlich fasste die Gruppe sich ein Herz und stieg die Stufen hinab.

Unten angekommen wurden sie von zwei Goblins in Roben und einer Reihe Goblinkrieger mit blanken Rüstungen und durchaus bereit, ihre Waffen gegebenenfalls auch zu benutzen. Zunächst schienen sie diese Notwendigkeit allerdings nicht zu sehen. Sie standen in einem im Vergleich zu ihrer Körpergröße recht hohen Raum, aus dem ein unterirdischer Gang führte. An der Decke verliefen Rohre, aus denen an manchen Stellen Wasserdampf austrat. Der Boden war bedeckt von zerstückelten celestrischen Wesen. „Na endlich“, begrüßte sie einer der Goblins in Robe, „wir dachten, ihr kämt gar nicht mehr hinunter. Was wollt ihr eigentlich? Euer Schlafzauber war jedenfalls höchst amüsant, wir mussten aufpassen nicht zu lachen.“ Den Gefährten dämmerte es, dass die Goblins über Tage wohl den Eindruck vermittelten, den sie aus Büchern und Geschichten kannten, hier unten aber bot sich ihnen ein anderes Bild. Nehelian fasste sich als erster und erklärte das Anliegen. Suhl hingegen fühlte sich ganz und gar nicht wohl. Der Zauberer, der gesprochen hatte, forderte die Gruppe jetzt auf, ihm zum König zu folgen, doch angesichts des langen, niedrigen Ganges schüttelte er die Bande ab, die ihn halten wollten, floh zurück nach draußen und begann, das Geld in der Truhe zu zählen. Auf dem Weg zum König fragte Nehelian den Zauberer, was es mit den Rohren auf sich hatte. „Ach, das ist unser Heizungssystem“, antwortete dieser. Der Alchemist war hellauf begeistert, doch bevor er weitere Fragen stellen konnte, kamen sie an einer Gruppe Goblinkinder vorbei, die im Rollenspiel vertieft waren. Dann waren sie schon in der Halle des Königs.

Am Ende der Halle saß ein würdiger alter Goblin auf einem Thron, sein versammelter Hofstaat um ihn. Sein Hofmagier stellte sich an seine Seite. Der König blickte die Gefährten an: „Wart ihr nicht ursprünglich vier gewesen?“ Nehelian schüttelte den Kopf: „Da muss man Euch falsch informiert haben.“ Der Goblin blickte forschend in das Gesicht des Barden und meinte: „So muss es wohl sein. Doch jetzt sagt mir, warum greift ihr meine Wachen an, dringt in das Kulturzentrum ein, zerstört Türen? Wir haben keinen Streit mit euch.“ Kulin ergriff das Wort: „Die Bewohner des Ortes Wilderhafen östlich von hier, besonders der Schmied, beschuldigen Euch und Euer Volk das Dorf in der letzten Woche mehrmals ausgeraubt zu haben. Die Wächter haben dies nicht abgestritten.“ „Außerdem“, fügte Nehelian hinzu, „warum habt Ihr die Dinge nicht gekauft? Wir sahen im Lager eine große Kiste voller Gold und Silber.“ „Ach ja, die Große, Schlecht Gesicherte Kiste... Sie dient dazu, Eindringlinge wie euch zu verunsichern. Meistens kehren sie schon angesichts der Kiste um, weil sie sie für eine Falle halten... Doch was den Einwand betrifft“, der Goblin wandte sich an Nehelian, „glaubt ihr, wir hätten es nicht versucht? Wir hatten nicht einmal Gelegenheit, unser Anliegen vorzutragen, da jagten uns der Zwerg und die Bauern fluchend aus dem Dorf. Wir brauchten die Dinge für das Lager, für die Felder, wir mussten sie also stehlen.“ Die drei Abenteurer konnten sich gut vorstellen, wie der Zwerg auf die Goblins reagiert haben soll. Doch Felder hatte nicht einmal der Biologe bemerkt, nichts, das auf eine räumlich begrenzte Monokultur hingedeutet hatte, wie es um Wilderhafen der Fall gewesen war. Sie grübelten, eine Lösung für diese verzwickte Situation zu finden. Plötzlich kam die Eingebung. Nehelian und Kulin blickten sich an: „So müsste es gehen!“ „Man braucht nur die Stärke der Goblins...“ „..und nicht zu vergessen...“ „Ja, das wäre für beide Seiten optimal!“ Der König blickte die beiden reichlich verwirrt an. Kulin erklärte sich: „Das Handelsdorf Wilderhafen ist noch recht jung und bis vor kurzem ist es weder angegriffen noch bestohlen worden und verfügt deshalb auch über keine Stadtwache. Nur wenn Handelskarawanen kommen, sind Söldner im Dorf. Auf der anderen Seite gibt es dort einige fähige Bauern und Handwerker und Händler für alles übrige. Ihr hingegen verfügt über Magie, Kriegskunst und Wissenschaft, während Ihr Gerät und Nahrungsmittel nicht selbst produzieren könnt. Beide Seiten – Ihr und die Dorfbewohner – ergänzen sich also optimal und könnten zusammen viel mehr erreichen als gegeneinander.“ Der König dachte über diesen Vorschlag nach. Er gefiel ihm, doch er hatte auch Einwände: „Der Zwerg scheint eine mächtige Position im Dorf zu haben. Er wird mit einer solchen Zusammenarbeit nicht einverstanden sein.“ Da meldete sich Arbietis zu Wort: „Ich glaube, wenn der Schmied sein Lager wiederbekommen würde, könnte er sich mit einer solchen Idee durchaus anfreunden.“ „Gut“, nickte der alte Goblin, „das müsste möglich sein. Mein Hofmagier soll euch begleiten und alles weitere klären. Doch vorher kann er euch noch, sofern ihr es wünscht, herumführen.“

Arbietis war nicht sonderlich interessiert und ließ sich lieber zu den Waffen und Werkzeugen des Schmiedes bringen um sie für den Transport klarzumachen. Die Ethnologin interessierte sich für die Kultur der Goblins. Sie zog ihr Notizbuch, Feder und Tinte heraus und fragte: „Der König erwähnte vorhin ein Kulturzentrum. Könntet Ihr mir vielleicht mehr dazu sagen? Wo ist es?“ „Aber ihr seid doch hindurchgekommen,“ erstaunte sich der Magier, „Das Lager oben und die große Halle sollen unseren Kindern zeigen, wie Goblins gelebt haben, als sie noch dumm waren. Unsere Nachkommen sollen ihre Wurzeln nicht vergessen.“ Nehelian wollte mehr über das Heizungssystem wissen und erkundigte sich, ob den Goblins das Geheimnis der alkoholischen Gärung oder gar der Destilation bekannt sei. Der Hofzauberer blickte ihn fragend an: „Alkoholiwas?“ Der Barde zog seufzend aus seinen Vorräten im Rucksack eine Flasche Bier hervor und reichte sie dem Goblin. Der nippte vorsichtig, aber dann leuchteten seine Augen auf: „Guuut!“ Nehelian nickte zustimmend: „Beim Wirt im Dorf gibt es von diesem Lebenselixier viel mehr.“ Der Goblin reichte die Flasche zurück und mahnte zum Aufbruch.

Draußen hatte Arbietis schon zwei große Kisten voller Eisenwaren geschultert. Suhl hatte das Geld in der Kiste gezählt und musste nun den Spott seiner Kameraden ertragen. Als die fünf das Tor passierten, grummelte ein Wächter mit verbundener Schulter hinter Kulin her. Im Dorf angekommen stellte Arbietis die Kisten auf die Empore auf dem Marktplatz und Kulin rief mit einer dort befestigten Glocke das Dorf zusammen. Als alle angekommen waren, stellte sie den Hofmagier und den Kompromis vor, unterbrochen nur vom Dorftrottel, der ihre Rede des Öfteren mit einem „Ich bin dafür!“ unterbrach. Die zunächst feindlichen Gesichter der Dorfbewohner hellten sich auf und auch der Zwerg, der gleich zu Beginn liebevoll die Kisten umarmt hatte, hatte keine Einwände, auch wenn sich seine Begeisterung in Grenzen hielt. Bevor der Wirt mit dem Goblin ins Wirtshaus ging, um die genaueren Modalitäten des Abkommens auszuhandeln, steckte Nehelian ihm noch die gerade erwachte Begeisterung des Goblins für gegorenen Gerstensaft.

Auf dem Weg zur Schmiede gestand Kulin Nehelian ein, dass sie wohl die Friedensstiftende Wirkung des Alkohols unterschätzt hatte. In der Schmiede sahen sie den Zwerg, der eine Streitaxt im Arm hielt: „Meine geliebte Martha, endlich habe ich dich wieder!“ Dann erblickte er die Gefährten. „Nun, ihr habt euren Anteil der Abmachung erfüllt, nun werde ich mein Versprechen einlösen. Was wünscht ihr?“ Arbietis bat um einen Kampfstab aus Mithril, den der Schmied innerhalb von zwei Tagen fertig zu stellen versprach. Nehelian fragte, ob der Zwerg sich auf Klauenhandschuhe verstünde, doch der mochte solchen Friemelkram nicht und bot dem Barden Schlagdolche an. Suhl war mit dem, was er hatte, zufrieden und Kulin erbat sich einen langen Dolch als Schwert. Allen gab der Schmied noch einen magischen Ring mit.

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"Es sind nur dumme Goblins, was sollen die schon machen? Ich sage wir schlachten die jetzt!
- Arbietis - Ent, Druide, Goblinfreund

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