Donnerstag, 16. Juni 2005

Geschichten der Islifiri- Der Sturm und das Kommen des Wolfssängers

Aus den Schriften des Skalden Fildaur Aarsil- Die Geschichte der Islifiri: Der Sturm und das Kommen des Wolfssängers

So ist nun für mich die Zeit gekommen, das niederzuschreiben, was bisher immer nur von Skalde zu Skalde weitergegeben wurde. Doch ich weiß nicht, wie lange meine Erinnerung noch währt und ob ich jemals einen Geeigneten Lehrling finden werde, einen Lehrling der das Heulen des Wolfes und das Lied des Schnees in den Ohren hat und nicht das Klingeln von verderbten Gold.
Also will ich die größte Geschichte niederschreiben die unser Volk kennt, denn es ist seine Geschichte. Ich hörte sie einst von meinem Lehrmeister, der sie von seinem Lehrmeister hörte und dieser selbst von dem seinigen. Am Anfang stand dann der Wolfssänger, der sie als erstes erzählte. Es ist eine Geschichte, die alle Kinder von ihren Eltern hören. Doch das sind Märchen, dies hier ist die Wahrheit. Ich, Fildaur Aarsil, Skalde des Jarls der Wölfe, berichte wie es schon der erste unserer Zunft tat.

Vor langen Jahren, lange vor der Geburt des Wolfssängers und den ersten Jarlen, lebte unser Volk schon in diesem Land. Doch sein Anlitz war anders, als wie wir es schon so lange kennen. Damals war es nicht von Wasser umgeben, sondern im Süden, dort wo nun die Skeltwale schwimmen, grenzte unser Land an eine mächtige Gebirgskette. Auch war die Kälte nicht ganzjährig, sondern verschwand, um später zurück zu kehren. Auch unser Volk war anders. Wir lebten nicht in Stämmen wie heute, sondern waren beherrscht von einem König. Dieser befahl über ein jeden, der in den Grenzen von Erlerik lebte. Wir hatte viele weise Könige, Könige deren Verstand und Mut unser Volk aufblühen ließ. Sie geboten über gewaltige Heere und über mächtige Magie. Auch wenn ein jeder dieser Könige selbst ein großer Zauberer war, stand ihnen ein Zirkel aus Magiern zu verfügung, jeder von unglaublicher Macht. Die Magie war damals einst stark, in beinahe jedem einzelnem vorhanden. Sie strömte gerade zu durch das Reich, schwebte in der Luft und durchdrang die Erde. Man nutzte sie offen, als Hilfe, oder- mehr noch- als Selbstzweck, nur der Magie willen. Unser Volk war mit der Magie verwoben, eins mit der Macht.

Doch wo Tag ist, dort muss auch Schatten sein. So war es auch in jenen Tagen. Erlerik war nur eines von mehreren Elfenreichen auf der Weltenscheibe. Nicht mehr viel ist über die anderen bekannt, gewiss ist nur, dass die Völker sich die Macht teilten. Bis zu dem Zeitalter des Sturms. Erlerik hatte schon zahlreiche Kriege gesehen und selbst ausgefochten. Hunderte, wenn nicht tausende Male waren die Krieger unseres Volkes in die Schlacht gezogen und hatten triumphiert. Doch es kam eines Tages anders. Es herrschte ein König dessen Dummheit nur noch von der Gier seiner Berater übertrofen wurde. Unglücklicherweise war dieser König auch stark in der Gabe der Magie, so wie es auch seine Berater waren. Als Erlerik in den Krieg gegen in die anderen Elfenreiche zog, zog ein Sturm auf, den niemand stoppen konnte. Ein Sturm, der alles was Jahrtausende brauchte um zu entstehen, innerhalb Jahre zerschlug. Ein Sturm, der unser Volk unter sich begrub.

Es existierte nichts mehr. Kein Feind, aber auch kein Freund. Erlerik war vergangen. Die einstmals großen Städte waren Schutt und Asche. Der König und seine Zauberer fort, aufgegangen in dem Sturm, den sie mit angefacht hatten. Die wenigen Überlebenden fanden sich selbst in einem Land wieder, das sie nicht wiedererkannten. Nicht wiedererkennen konnten. Als sich der magische Sturm legte und man sich aus den Verstecken wieder trauen konnte, nach einer solangen Zeit, da war unser Land fortgerissen. Die Himmelsberge im Süden waren nur mehr Klippen an einem großen Meer. Im Inland, dort wo einst die große Stadt gewesen war, hatte sich ein neues Massiv aufgetan. Man blickte empor und sah den Schnee hinab fallen. Schneefall, der nie zu enden schien. Was sie einst kannten, war verloren.

Doch sie erkannten auch etwas anderes nicht wieder: Sich selbst. Einstmals stolz auf ihr altes Reich, auf ihre Macht, standen sie nun in den Trümmern. Man konnte nicht verstehen, wie diese Verdammnis über sie gekommen war. Was hatten sie falsch gemacht? Waren sie nicht die mächtigsten gewesen? Hatten sie die alten Götter beleidigt? Oder hatten die Götter sie einfach nur verlassen? Viele unseres Volkes warfen sich damals von den Klippen. Sie konnten die Fragen nicht beantworten oder sie konnten es zu gut.

Die, die überlebt hatten und sich nicht in den Tod stürzten, fingen sich gegenseitig an zu hassen. Ein jeder gab seinem nächsten die Schuld an dem Schicksal das unserer Volk erleiden musste. So erschlug der Vater seinen Sohn, der Bruder seine Schwester und der Mann seine Frau. Und der Schnee färbte sich blutig rot. Als der Wahnsinn endlich abebbte, hatten sich Gemeinschaften gebildet. Familien versuchten sich in der Gruppe zu schützen und schlossen sich zusammen, um dann vereint gegen ihre Feinde zu streiten. Ihre Feinde waren ihr eigenes Volk.

Doch in dieser Zeit kam von dem Berg, den man bis dahin Gramuholdur- den Berg des Zorns- genannt hatte, ein Mann in die frostigen Ebenen hinab. Er war wie die anderen und doch anders, er war einer der Überlebenden von Erlerik, doch der Wahnsinn hatte ihn verschont. Er zog von Lager zu Lager, deutete auf die niedrigen Wälder und die hohen Berge und sprach von dem Kommen, von dem Kommen der Führer unseres Volkes. Und er sprach nicht nur davon, sondern er sang. Seine Stimme trug über das ganze Land, klang in der Nacht und verhallte leise im Morgengrauen. Und so sollte es sein. Jede Nacht traten Tiere in die, vom Feuer erhellten, Lagerstätten. In jedes Lager trat eines von einer anderen Art. Und jedes Mal sagte der Unbekannte als man zu den Waffen griff:
„Fürchtet euch nicht, euer Führer ist kommen. Ab der heutigen Nacht wird dieser Tier euer Führer und Beschützer sein. Ihr werdet in seinem Namen leben und ihm Ehre machen. Ihr werdet in diesen Landen bleiben, die euch euer Führer geschenkt hat. Dafür werdet ihr blühen und unser Volk wieder erstehen lassen.“

Manch einer glaubte ihm nicht, konnte ihm nicht glauben. Doch viele wollten es aus tiefsten Herzen, nach all den Jahren ohne Hoffnung. So erkannte ein jedes Lager seinen Führer an. So lebte seit diesem Jahre im Norden der Klan des Luchses, im Osten der Klan des Bären, im Süden der Klan der Robbe und im Westen der Klan des Fuchses. Ein jeder Klan wurde von einem Tier erwählt, das ihn stets begleitete.

Als man den Fremden fragte, welchem Klan er den angehöre, in welchem Namen er den lebe, da antwortete er nicht. Er sang. Er sang eines der schönsten Lieder, das man je hörte. Selbst die, die im nicht geglaubt hatten, lauschten gebannt. Und aus dem Walde drang eine Antwort. Das Heulen eines Wolfes. Und der größte Wolf mit dem strahlensten Fell, den man je gesehen hatte, trat hervor. Und der Fremde sprach:
„So seht ihr es, mein Führer soll der Wolf sein. Und so werde ich euch auch nun meinen Namen verraten. Jarel Wolfssänger bin ich.“ Und die, die gezweifelt hatten, wurden sein Klan.

Der Wolfssänger wanderte durch die Gebiete der einzelnen Klane und erzählte ihnen von dieser neuen Zeit, sang von den alten Göttern. Er lehrte das unser Volk nie an die alten Götter geglaubt hatte, sondern nur an die eigene Macht, an Macht, die aus Magie geboren wurde. Und er deutete auf die Erde unter seinen Füßen und sprach: „Und seht ihr, wohin uns das geführt hat? Es hat uns an den Rand der Verdammnis geführt. Doch wir sollten frohlocken, denn so können wir ein neues Leben beginnen.“

So verging die Zeit. Der Wolfssänger sang und lehrte. Er brachte bei, dass wir die Magie nicht hassen sollten, sondern sie nur mehr als Werkzeug. Sie war nichts schlechtes, doch man sollte behutsam mit ihr umgehen. „Sie ist wie das Feuer, das wärmt oder aber verbrennt. Sie ist wie das Messer, das rettet oder aber tötet. Horcht in euch, ihr werdet nicht mehr die gierige Magie hören, sondern den Klang der Erde und Luft, des Feuers und Wassers.“
Er lehrte unser Volk wie man die schwache Magie, die es noch besaß, zu verwenden, um damit Äxte zu verzaubern, damit sie die Bäume schneller fällten. Er zeigte wie man mit dieser Gabe Boote dichtete.

Doch eines Tages brach Streit in den Klanen aus. Wer sollte herrschen? Nicht nur das sich jeder Klan um die Vorherrschaft stritt, die einzelnen Familien beanspruchten ihren Klan für sich. So rief man wieder den Wolfssänger zur Hilfe. „Ich ernenne aus jedem Klan einen zum Jarl, er soll ihn lenken. Er soll diesen Titel an seine Kinder weitergeben können. Und ihm obliegt es würdige Hersir zu ernennen. Und jedem Jarl soll ein Skalde beistehen, der ihn berät und die Geschichte unseres Volkes bewahrt.“ So erhielt unser Volk die erste Jarel und die ersten Skalden, deren oberster Jarel Wolfssänger war. Doch noch stritt man sich um die Macht unter den Klanen.
„So sage ich euch, es wird immer nur ein Klan herrschen. Doch es wird ein Tag kommen, dann wird ein anderer herrschen und wieder ein anderer Tag, das ein neuer die Geschicke unseres Volkes führt. Immer wenn Mittsommer sich zum hundertsten Male jährt, wird das Amt des Forsedt weitergegeben. Alle Jarel haben dem Forsedt zu gehorchen, sei es auch ihr erbitterter Gegner. Und der Forsedt darf nur zu dem Wohle aller entscheiden.“ So erhielten wir den ersten Forsedt und es brach das erste Zeitalter der Wölfe an.

Jarel Wolfssänger wurde der erste Skalde des Jarls der Wölfe und er brachte anderen seine Kunst bei. Er zeigte ihnen wie man auf der Laute und Flöte spielt und wie man seine Gedanken niederschreibt. Doch er lehrte sie auch offene Ohren zu haben und einen offenen Verstand, so das man nicht schreiben brauchte. So verging die Zeit und sie ver ging gut. Die ersten Hügelfesten entstanden, aus den Felsen geschlagen mit den magischen Werkzeugen und aus Stämmen errichtet, die von verzauberten Klingen entrindet wurden. Und die Skalden segneten sie alle mit ihren Stimmen. Jeder Jarl errichtete seine eigene Festung und ehrte mit ihr seinen Führer und Beschützer. Es waren gute Jahre, die gekommen waren. Die Jagd war reichlich. Die Tiere dieses Landes waren durch den Sturm einst verändert worden, so dass sie ungewöhnlich groß und stark geworden waren. Doch unser Volk lernte sie zu finden und zu töten, so dass wir Felle und Fleisch hatten. Unsere Häuser bauten wir aus dem niedrigen Holz und dem das an die Küsten angeschwemmt wurde. In dem Meer der Tränen fischten unsere Boote oder sie jagten die riesigen Wale, die erschienen waren.

Doch dann kamen Fremde in unser Land. Rundohren. Sie landeten mit ihren Schiffen an unseren Küsten. Sie kamen zu unseren Lagern. Wir verstanden sie nicht. Wir fürchteten sie. Und wir erschlugen sie. Doch es starben viele von unserem Volk dabei. Die Rundohren hatten Waffen aus einem bläulichen Metall, dass uns fremd war. Und wir fragten den Wolfssänger um Rat. Der erste der Skalden war alt geworden, doch er war noch weise. Und er sprach: „Sie hätten nicht in dieses Land kommen sollen, das nicht ihres ist. Doch sie werden wieder kommen und wir werden ihnen widerstehen müssen. Drum werde ich euch ein Wunder zeigen.“
Und er führte uns empor in die Gipfel von Gramurholdur. Dort schlug er mit seinem uralten Stab aufs Gestein. Das Holz drang tief in den Fels. Und es blitzte auf. Silberne Kiesel rollten hinab.
„Dies ist das Wunder, das ich euch versprach. Dies ist Vjyallyd, der Fels der alten Götter, die uns nicht vergessen haben. Sie singen zu mir durch den Wolf und dies ist ihr Geschenk.“
Und seit dem bauen wir in Minen dieses Silber ab und schmieden daraus Waffen und Harnische. Und nur selten konnten die Rundohren diese herrlichen Klingen lang genug bewundern.
Und es waren diese Waffen, nach denen uns später die Rundohren benannten. Vjallwiker. Die Schimmernden.

Es kam der Tag an dem Jarel Wolfssänger ging. Er rief alle zu sich und sprach zu ihnen:
„Ich bin alt und meine Aufgabe ist getan. Unser Volk ist zurückgekehrt. Wir leben in Schnee und Eis, doch wir leben. Und wir leben gut. Drum verlasse ich euch nun. Ich gehe zum Wolf und werde dort bleiben. Doch vorher gebe ich euch letztes Geschenk zum Abschied. Ich gebe euch einen Namen. Dieses Volk wird ab diesem Tage Islifir heißen, denn es hat das Eis überlebt. So lebet wohl.“
Und er verließ die Islifiri und kehrte nie wieder zurück. Doch noch manchmal, so sagt man, hört man die Stimme des Wolfssänger in der Nacht. Und sie singt dieses Land in den Schlaf.

Meine Hand ist müde, ich habe lange geschrieben. So endet diese Geschichte, die Geschichte wie unser Volk geboren wurde. So endet die Geschichte des Wolfssängers.
Doch es gibt noch viel mehr zu erzählen. Das werde ich tun, so schwöre ich, Fildaur Aarsil, Skalde des Jarls der Wölfe, Nachfahre von Jarel Wölfssänger.

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