Nomaden

Sonntag, 26. Juni 2005

Von den Stimmlosen, ein Bericht der Shar’layn von Naras

Geschrieben von Siliyana von Naras, Schreiberin

Hört die Worte einer, die bereit war für den Weg.
Viele Geschichten sind dem Stamm von Naras bekannt über jene, die wir Tilim nennen- die Stimmlosen.
Viele Geschichten sind auch den Völkern über die Stimmlosen bekannt, wie mir zugetragen wurde.

Geschichten von Zorn, Gewalt, Brutalität und Angst.
Geschichten von Bestien, die ohne Verstand und ohne Klang den Tod bringen.
Geschichten von Jenen, die die Steppen von Halmanika heimsuchen.

Hört die Worte einer, die diesen Geschichten auf den Grund ging.

Die ersten Schritte der Reise führten sie nach Samrisi, wo die Kinder der Wüste sie als eine der ihren begrüßten und es ihr so ermöglichten, ein Schiff für die Reise nach Halmanika anzuheuern... Als Edlen der Wüste ging nun also ihre Reise zur Stadt des Handels, deren Name ihrer Erinnerung nicht länger anhing.
Hier traf sie auf die erste Gefahr: Zauberer der Festformer, die rasch Jagd auf sie machten. Doch kein Festformer ist in der Lage, Shar’layn zu fangen.

Ihr Weg führte nun durch die Steppen des Landes, auf der Suche nach den Tilim. Nach den Stimmlosen Bestien.
Während ihres Weges suchte sie nach einer Form, die diesen Fremden nicht auffallen würde- erfolglos, denn ihre Erinnerung barg Beschreibungen riesiger Bestien mit weißem Fell und blauer Haut ebenso wie Beschreibungen kleiner Mörder. Lediglich das weiße Haar und die blaue Haut blieben in ihren Erinnerungen gleich, so entschied sie sich für die Gestalt einer des Stammes Khariil, jedoch die Haut in blau und das Haar in einem weißen Zopf.
Nach der Wanderung ihrer Füße durch zahlreiche Meilen, entdeckte sie jedoch des Abends Rauch am Horizont.

Die Naras entschied sich, in Gestalt einer Steppenkatze näherzuschleichen – eine höchst schwierige Gestalt –, um dieses Feuer zu untersuchen. Bald schon begannen die Gesänge und sie fürchtete, den Verstand zu verlieren.
Die Gesänge kamen nicht von außerhalb, sondern erklangen mitten in ihrem Geist, wie sie schon früher die Gedanken ihrer Brüder vernommen hatte. In diesen Gesängen klangen Leid, Trauer und Hoffnung mit, jedoch verstand sie nur die Gefühle, nicht den eigentlichen Sinn.
Was nun sollte sie also tun? Woher kamen diese Gesänge?
Sie schlich sich näher, als ein Satz in ihrem Geist aufflackerte.
„Du bist nicht von uns.“

Voller Angst verwandelte sich die Naras in einen Strauch, denn sie wusste, das Sträucher nicht auffallen würden und keine Argwohn erregen würden. Diese Gestalt jedoch war noch viel schwieriger als die der Steppenkatze und so beanspruchte sie auch ihre gesamte Konzentration.
Gemurmel füllte ihren Geist aus, als würden zahlreiche Wesen besprechen, was da vorgefallen sei. Wieder durchschnitt die Stimme ihren Geist.
„Was willst du hier? Du bist fremd.“

Sie spürte, wie sich ihr Präsenzen näherten und bereitete sich auf eine Flucht vor, war ihr doch der Kampf immer schon ein Grauen gewesen, als die Stimme ein drittes Mal erklang.
„Fürchte nicht, wenn du in Frieden kommst.“

In diesem Moment brach dieser hier der Geist und ihre Gestalt nahm wieder jene an, unter der sie als Shar’layn bekannt ist.
Nackt lag sie, umringt von zahlreichen Gestalten. Furchtsam blickte sie auf, denn sie dachte, das Ende ihrer Existenz sei gekommen.
Nun würde sich entscheiden, wie töricht sie gewesen war. Trotz der beruhigenden Worte spürte sie die Panik in ihrem Herzen wallen.

Als ihr Herz hundert Schläge geführt hatte, wagte sie es, den Blick zu heben und was sie sah erstaunte sie.
Sie bemerkte eine Gruppe von zehn Geschöpfen, wohl Männer und Frauen, doch auch einige Kinder, die sich um sie drängten und sie neugierig beobachteten.
„Was bist du?“
„Mama!“
„Warum bist du hierhergekommen?“
„Was sollen wir nun mit ihr tun?“
„Mama!“
„Schweigt!“


Nun nahm sie sich Zeit, diese Wesen ins Auge zu fassen. Sie sahen aus wie Menschen, doch in ihren Gesichtern lagen raubtierhafte Züge. Ihre Augen waren dunkel, abgesehen von einigen Ausnahmen, die ein helles Grau offenbarten und eines Wesens, dessen Augen im vollen Blau des Saphirmondes funkelten.
Die Haare dieser Wesen waren alle weiß, doch die Kinder – und hieran vermutete Shar’layn sie zu erkennen, denn sie waren auch kleiner als die anderen – hatten schwarzes Haar, so dunkel wie die kalten Nächte.
Ihre Kleidung waren Lumpen und die Männer trugen Bärte, die sie in Zöpfe geflochten hatten. Beinahe schien es mir, dass diese Zöpfe sich bewegten.
Kein Geräusch hatten sie gemacht. Weder ihr Kommen noch ihr Disput. Nur Stille lag über der Steppe.
Da endlich fiel mir etwas besonderes auf: Jeder einzelne dieser Stimmlosen hatte einen Riß in der Bekleidung des Oberkörpers. Und unter jedem dieser Risse fand sich ein feiner, schmaler, blutiger Kratzer, als wäre eine Klinge darübergegangen.
Was die Naras jedoch viel mehr erstaunte war die Tatsache, dass diese Risse an genau der gleichen Stelle, in gleicher Form und Art bei jedem der Anwesenden zu sehen war- als hätte sich jemand die Mühe gemacht, allen die gleiche, leichte Verletzung beizubringen.
Und wieder brach die Stimme über mich herein- diesmal meinte ich, sie dem blauäugigen Tilim zuordnen zu können.
„Du bist nicht von hier. Du suchst nach uns, um zu lernen. Du bist unser Gast.“

Diese Gedanken überraschten sie, hatte sie nach jenen grauenhaften Geschichten doch fest mit dem Tod gerechnet.
Nun jedoch führten neun der Stillen sie zu ihrem Lager, das einige Strecke vom rauchenden Feuer entfernt lag. Auf dem Weg dorthin bemerkte sie immer wieder Gestikulieren und Lächeln auf den Gesichtern der fremden Geschöpfe, doch auch ihr Geist blieb diesmal still. Nun ahnte sie, woher diese Kreaturen ihre Namen bekommen hatten.

Das Lager selbst überraschte sie. Die Häuser, die Dame Shar’layn entschied sich nach einem Zögern für diesen Begriff, sahen aus wie die Panzer riesiger Insekten. Kleine, rauchlose Feuer brannten an verschiedenen Stellen und am Rand bemerkte sie zottelige, schlank gebaute Wesen, die einer Mischung aus Antilope, Ziege und Kuh ähnlich sahen. Die Hörner bogen sich geschwungen nach hinten, so dass sie sich an die Form der Säbel erinnert fühlte, welche sich bei den Wüstensöhnen großer Beliebtheit erfreuen.

An dieser Stelle wünscht die Dame Shar’layn, eine Pause zu machen, um zu späterem Zeitpunkt mit ihrem Bericht fortzufahren. Ihr Wunsch ist der Meinige, so verbleiben wir an dieser Stelle, bis es anderweitig genehm ist.

Gezeichnet
Siliyana von Naras

(Anm. d. Übers.: "von Naras" bezieht sich auf den elfischen Stamm der Naras, der sich an der Bruchstelle von Dunîm und Dunâm angesiedelt hat. Dies ist der gejagte Stamm von Gestaltwandlern, die von der Verheerung am schlimmsten betroffen worden)

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